Martin Kozlowski:
I WAS THERE
9.9.2019 – Ausstellungstext
Kunst & Denker Contemporary
Die opaken Bildoberflächen der großformatigen Leinwände übertragen die unmittelbare Gegenwart Kozlowskis in malerische Passagen, die zwischen digitaler Ästhetik und gestischem Duktus changieren. Der Ausstellungstitel nimmt Bezug auf den künstlerischen Prozess, der fundamental in die jeweiligen räumlichen und zeitlichen Koordinaten des Augenblicklichen verwoben ist. „There“ – dort, an dieser Stelle umkreisen Kozlowskis Malereien Momente, die durch die Spezifik seines Standortes in Stockholm geprägt sind. Die Farben, das Tempo und die Komposition seiner Umgebung beeinflussen das Jetzt des Künstlers, welches sich in seiner temporären Präsenz auf der Leinwand manifestiert. Daraus entstehen abstrakte Werke, die Übergangszustände zwischen hier und dort und zwischen analoger und digitaler Tendenzen in der heutigen Malerei erforschen.
In einer Kombination aus Referenzen an digitale Softwares-Funktionen, wie dem Beschneiden oder dem Kopieren und Einfügen von Flächen, sowie gestischen und diffusen Bildsequenzen, dehnen sich in mehreren Malschichten fließende Bildkompositionen über die Leinwände aus. Weiche Schwünge und Farbverläufe, die in ihrer Flüchtigkeit an Graffiti erinnern, ufern über den Untergrund und werden an mehreren Stellen durch harte Kanten und Linien unterbrochen.
Die durchscheinende Bildoberfläche vieler Arbeiten wirkt wie eine Membran, die vergrößerten Röntgenaufnahmen oder grobkörnigen Fotogrammen gleicht. Ein schichtweiser Arbeitsprozess ermöglicht es dem Künstler, ähnlich digitaler Bildmanipulation, Veränderungen und Adjustierungen in diese einzuschreiben und ihre Gestalt nachträglich zu modellieren. Während das digitale Bild ständig kontrollier- und korrigierbar bleibt, ist das analoge hingegen einer definiten Komponente ausgesetzt, die den Künstler reizt.
Kozlowski arbeitet zyklisch und seriell – stellt er eines seiner Acrylgemälde fertig, beginnt er bereits kurze Zeit später ein Weiteres. Die Titelgebung, beispielsweise 24.06.19, verweist auf das Datum der Fertigstellung der jeweiligen Arbeit und rückt zeitgleich den prozessualen Charakter der finalen Werke in den Vordergrund. Die Serien strahlen buchstäblich das Tempo und die Dynamik ihrer physischen Entstehung aus und sind in ihrem Dasein an ein Begehren geknüpft, die virtuelle Welt des Informationszeitalters an den Erfahrungsraum des menschlichen Körpers rückzubinden.
ENGLISH
The opaque surfaces of the large-format canvases transfer the artist's presence into painterly passages that oscillate between digital aesthetics and gestural marks. The exhibition title refers to the artistic process, which is fundamentally interwoven in the respective spatial and temporal coordinates of the instantaneous. There, at this point, Kozlowski circles around painterly moments marked by the specific presence of his location in Stockholm. The colors, tempo and composition of his surroundings influence the artist's existence, which manifests itself in its temporary presence onto the canvas. The outcome are abstract works that explore transitional states between here and there and between analog and digital tendencies in contemporary painting.
In a combination of references to digital software functions, such as cropping or copying and pasting, as well as gestural and diffuse pictorial sequences, flowing compositions extend across the canvases in several layers. Soft swings and color gradients, whose ephemerality is reminiscent of graffiti are interrupted at different points by hard edges and lines.
The translucent surface of many works appears like a membrane that resembles enlarged X-rays or coarse-grained photograms. A layer-wise working process enables the artist, alike digital image manipulation, to inscribe changes and adjustments in these and to subsequently re-model their shape. While the digital image remains constantly controllable and correctable, the analog image, in turn, is exposed to a definite component that fascinates the artist.
Kozlowski works cyclically and serially – if he completes one of his acrylic paintings, he begins another shortly afterwards. The title, for example 24.06.19, refers to the date of finalisation and at the same time emphasizes the processual character of his oeuvre. His works literally radiate the speed and dynamic of their physical creation and are connected to a desire to link the virtual world of the information age back to the experiential space of the human body.
Martin Kozlowski:
I WAS THERE
9.9.2019 – Ausstellungstext
Kunst & Denker Contemporary
Die opaken Bildoberflächen der großformatigen Leinwände übertragen die unmittelbare Gegenwart Kozlowskis in malerische Passagen, die zwischen digitaler Ästhetik und gestischem Duktus changieren. Der Ausstellungstitel nimmt Bezug auf den künstlerischen Prozess, der fundamental in die jeweiligen räumlichen und zeitlichen Koordinaten des Augenblicklichen verwoben ist. „There“ – dort, an dieser Stelle umkreisen Kozlowskis Malereien Momente, die durch die Spezifik seines Standortes in Stockholm geprägt sind. Die Farben, das Tempo und die Komposition seiner Umgebung beeinflussen das Jetzt des Künstlers, welches sich in seiner temporären Präsenz auf der Leinwand manifestiert. Daraus entstehen abstrakte Werke, die Übergangszustände zwischen hier und dort und zwischen analoger und digitaler Tendenzen in der heutigen Malerei erforschen.
In einer Kombination aus Referenzen an digitale Softwares-Funktionen, wie dem Beschneiden oder dem Kopieren und Einfügen von Flächen, sowie gestischen und diffusen Bildsequenzen, dehnen sich in mehreren Malschichten fließende Bildkompositionen über die Leinwände aus. Weiche Schwünge und Farbverläufe, die in ihrer Flüchtigkeit an Graffiti erinnern, ufern über den Untergrund und werden an mehreren Stellen durch harte Kanten und Linien unterbrochen.
Die durchscheinende Bildoberfläche vieler Arbeiten wirkt wie eine Membran, die vergrößerten Röntgenaufnahmen oder grobkörnigen Fotogrammen gleicht. Ein schichtweiser Arbeitsprozess ermöglicht es dem Künstler, ähnlich digitaler Bildmanipulation, Veränderungen und Adjustierungen in diese einzuschreiben und ihre Gestalt nachträglich zu modellieren. Während das digitale Bild ständig kontrollier- und korrigierbar bleibt, ist das analoge hingegen einer definiten Komponente ausgesetzt, die den Künstler reizt.
Kozlowski arbeitet zyklisch und seriell – stellt er eines seiner Acrylgemälde fertig, beginnt er bereits kurze Zeit später ein Weiteres. Die Titelgebung, beispielsweise 24.06.19, verweist auf das Datum der Fertigstellung der jeweiligen Arbeit und rückt zeitgleich den prozessualen Charakter der finalen Werke in den Vordergrund. Die Serien strahlen buchstäblich das Tempo und die Dynamik ihrer physischen Entstehung aus und sind in ihrem Dasein an ein Begehren geknüpft, die virtuelle Welt des Informationszeitalters an den Erfahrungsraum des menschlichen Körpers rückzubinden.
ENGLISH
The opaque surfaces of the large-format canvases transfer the artist's presence into painterly passages that oscillate between digital aesthetics and gestural marks. The exhibition title refers to the artistic process, which is fundamentally interwoven in the respective spatial and temporal coordinates of the instantaneous. There, at this point, Kozlowski circles around painterly moments marked by the specific presence of his location in Stockholm. The colors, tempo and composition of his surroundings influence the artist's existence, which manifests itself in its temporary presence onto the canvas. The outcome are abstract works that explore transitional states between here and there and between analog and digital tendencies in contemporary painting.
In a combination of references to digital software functions, such as cropping or copying and pasting, as well as gestural and diffuse pictorial sequences, flowing compositions extend across the canvases in several layers. Soft swings and color gradients, whose ephemerality is reminiscent of graffiti are interrupted at different points by hard edges and lines.
The translucent surface of many works appears like a membrane that resembles enlarged X-rays or coarse-grained photograms. A layer-wise working process enables the artist, alike digital image manipulation, to inscribe changes and adjustments in these and to subsequently re-model their shape. While the digital image remains constantly controllable and correctable, the analog image, in turn, is exposed to a definite component that fascinates the artist.
Kozlowski works cyclically and serially – if he completes one of his acrylic paintings, he begins another shortly afterwards. The title, for example 24.06.19, refers to the date of finalisation and at the same time emphasizes the processual character of his oeuvre. His works literally radiate the speed and dynamic of their physical creation and are connected to a desire to link the virtual world of the information age back to the experiential space of the human body.